TSVO-Handballer verlieren gegen Roßtal und verpassen somit den Aufstieg in die Bayernliga – 1000 Zuschauer sorgen für besondere Festtagsstimmung
Ottobeuren Es hätte ein wahrlich geschichtsträchtiger Tag werden können für den TSV Ottobeuren (TSVO). Ein mitreißendes Saisonfinale, das ekstatische Jubelschreie und augelassene Partystimmung hervorbringt. Doch es kommt alles ganz anders: Denn nach der 24:30 (7:12)-Heimniederlage des TSVO-Handballmänner gegen den TSV Roßtal im Rückspiel der Aufstiegsrelegation steht fest: Die Ottobeurer haben den Aufstieg in die Bayernliga in der Gesamtabrechnung aus Hin- und Rückspiel klar verpasst. Das Hinspiel endete 27:29 aus Ottobeurer Sicht. Den Allgäuern fehlten also ingesamt (mindestens) achte Tore für den Aufstieg. Stattdessen starten sie im September in ihre siebte Landesliga-Saison in Folge.
Zum Rückspiel in Ottobeuren: Die Dreifachsporthalle platzt an diesem Abend aus allen Nähten. Dort, wo sich bei „normalen“ Ligaspielen meist um die 400 Besucher versammeln, drängen sich beim ultimativen Entscheidungsspiel rund 1000 erwartungsfrohe Zuschauer in die Sportstätte. Darunter sind auch ungefähr 50 Gästefans aus Mittelfranken, die ihre Mannschaft energisch unterstützen. In der Anfangsphase sehen die Fans ein ausgeglichenes Duell, nach 15 Minuten führen die Ottobeurer mit 4:3. Noch in derselben Minute bekommen die Hausherren einen Siebenmeter zugesprochen, bei dessen Ausführung Marcel Heil den gegnerischen Keeper im Gesicht trifft. Die logische Konsequenz ist die Rote Karte für den Außenspieler. Diese frühe 15. Minute ist zugleich die letzte im Spiel, in der die Unterallgäuer in Führung liegen – von da an geht`s bergab. Beim Halbzeitstand von 7:12 zeichnet sich dann bereits ab, dass es für die Ottobeurer Gastgeber schwer wird, den Aufstiegstraum zu verwirklichen. Die Roßtaler Schlachtenbummler sind zu diesem Zeitpunkt schon in Feierlaune. Kein Wunder: In der Gesamtwertung führen die Franken nun bereits mit sieben Treffern.
Zum zweiten Durchgang: Nur mit einer klaren Leistungssteigerung und einem Quäntchen Spielglück ist das große Ziel der Ottobeurer nun noch zu verwirklichen. Doch danach sieht es zunächst überhaupt nicht aus. In der 39. Minute ruht die Begegnung für einige Minuten, weil der Roßtaler Dave Rößl bei einem Wurfversuch unglücklich auf den Kopf fällt. Rößl ist stark benommen und wird von TSVO-Mannschaftsarzt Dr. Tilmann Eßlinger medizinisch versorgt. Sein Zustand verbessert sich anschließend. Mitte der zweiten Halbzeit gelingt es den Hausherren mehr Druck aufzubauen und das Spiel noch einmal offener zu gestalten (20:22/48. Minute). Nun fehlen dem TSVO „nur“ noch vier Tore. Das Stimmungsbarometer in der ausverkauften Halle steigt wieder deutlich an. Doch die zarte Hoffnung schwindet ähnlich schnell, wie sie gekommen war: Zehn Minuten später liegen die Ottobeurer nämlich mit 21:29 zurück. Unter dem größten Teil der Zuschauer macht sich tiefe Enttäuschung breit – für Rambazamba sorgen lediglich die euphorisierten Roßtaler Gästefans. Die rot-schwarz gekleideten Anhänger skandieren „Bayernliga, Bayernliga, hey-hey!“. Kurz danach ist Schluss an der Bergstraße: Die TSVO-Handballer verlieren das entscheidende Rückspiel 24:30. Der Aufstiegstraum ist passé, die Saison ist beendet. Und während auf dem Spielfeld die traurigen Blicke der Spieler ins Leere gehen und die erhoffte Party ausfällt, geben beide Cheftrainer ihre ersten Einschätzungen ab:
Der Coach des frisch gekürten Bayernliga-Aufsteigers TSV Roßtal, Carsten Peine, bilanziert: „Beide Relegationsspiele zusammengenommen, ist das heute ein verdienter Aufstieg für uns.“ Seine Spieler hätten im Rückspiel eine „sehr konzentrierte Abwehrarbeit geleistet.“ Eigentlich, so Peine weiter, „haben die Ottobeurer die routiniertere Mannschaft“. Beim Hinspiel in Roßtal hätten die Allgäuer „gut gespielt“, im Rückspiel sei der TSVO indes „fahrig aufgetreten.“
Gastgeber-Coach Daniel Berkessel sagt: „Wir haben fast über das komplette Spiel hinweg nicht zu unserem Angriffsspiel gefunden. Bezogen auf den Angriff war das heute mit die schlechteste Saisonleistung.“ Die Defensivvorstellung bewertet der 46-Jährige dagegen als „gut“. Keeper Daniel Laszlo habe eine starke Leistung gezeigt. Auch den Zuschauern zollt der Ottobeurer Coach großen Respekt. Er lobt: „Die Unterstützung war hervorragend.“ Wichtig ist es Daniel Berkessel auch, das soeben Erlebte angemessen einzuordnen. Er betont: „Trotz unseres heutigen Scheiterns war das aus meiner Sicht eine überragende Saison in einer stark besetzten Südstaffel.“ Es sei schließlich gerade einmal zwei Jahre her, als die Ottobeurer erst in der Abstiegsrelegation den Klassenerhalt sichern konnten. (dp)
So haben sie gespielt
- Ergebnis: TSV Ottobeuren – TSV Roßtal 24:30 (7:12).
- Aufstellung: Für den TSV Ottobeuren spielten: Torhüter: Dino Zubac und Daniel Laszlo – Feldspieler: Luca Kaulitz (6 Tore/davon 1 Siebenmeter), Fabian Nägele (2), Moritz Schneider, David Willert (3), Sven Osterrieder (1), Jakob Mayer (1), Marcel Heil, Daniel Whyte (1), Patrick Kofler (2), Alexander Rogg (1), Philip Eßlinger (7/1).
- Rote Karte: Marcel Heil (TSVO/15./Gesichtstreffer bei der Ausführung eines Siebenmeters).
- Schiedsrichter: Marcus Kapp und Tobias Westermaier (HSG Schwabkirchen/SV München-Laim).
- Zuschauer: 1000. (dp)
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