„Keine leichten Entscheidungen“

Bereits am 12. März hat der Bayerische Handballverband (BHV) aufgrund der Corona-Pandemie die Handballsaison für Jugendmannschaften komplett beendet und für Seniorenmannschaften bis auf weiteres eingestellt. Nun steht fest: Auch im Erwachsenenbereich ist die Saison 2019/20 vorbei. Der Verband hat beschlossen, dass zwar Mannschaften auf- jedoch keine Teams absteigen werden. Die Aufsteiger wurden per Quotientenregelung ermittelt.

Quotientenregelung: Hierbei werden die erreichten Punkte durch die Anzahl der absolvierten Spiele am Stichtag 13.03.2020 dividiert. Der ermittelte Wert ist mit 100 zu multiplizieren und auf eine Stelle nach dem Komma zu runden.

Was bedeutet das vorzeitige Saisonende für die Ottobeurer Handballmannschaften?

Die gute Nachricht dürfte bereits allen klar sein: Alle Teams halten ihre Liga und werden dort in der nächsten Saison wieder auflaufen. Nur für die zweite Herrenmannschaft wird es eine positive Veränderung geben. Durch den Beschluss des BHV, wonach auch die Relegationsplätze in die nächsthöhere Liga aufsteigen, wird die Landesliga-Reserve nächste Saison in der Bezirksoberliga auf Punktejagd gehen. „Als Vorstandschaft freuen wir uns sehr über den Erfolg unserer zweiten Herrenmannschaft und hoffen, dass wir den Aufstieg bald gemeinsam feiern können. Sehr stolz sind wir auch auf das gute Abschneiden unserer Jugendmannschaften, die Tolles geleistet haben“, so die Strippenzieher des Ottobeurer Handballvereins. Insgesamt steht der Verein voll und ganz hinter der Entscheidung des Verbandes. „Bei einer Kontaktsportart, wie es der Handballsport ist, gab es wegen des hohen Infektionsrisikos sicher keine andere Möglichkeit, als die Saison vorzeitig zu beenden“, so Pia Hitzlberger vom Vorstands-Team.

Aufatmen für Damenmannschaft

Bis zuletzt hatten die Bezirksoberligahandballerinnen des TSV Ottobeuren um den Klassenerhalt gekämpft. Nach dem Saisonabbruch kann die Mannschaft nun aufatmen und beendet die Saison auf dem 10. Platz (von 12). Trainer Roman Polyfka ist sich aber sicher, dass sein Team die Liga auch bei einem regulären Spielbetrieb noch gehalten hätte: „Wir befanden uns in einem Aufschwung, der in einem sicheren Klassenerhalt mit der Möglichkeit einer Platzierung in der Tabellenmitte, hätte münden sollen.“ Nun ist es jedoch beim 10. Rang und somit einem Platz im untersten Tabellendrittel geblieben. Team und Trainer sind mit diesem Abschneiden natürlich nicht zufrieden. „Die Platzierung entspricht nicht meiner Zielsetzung – das Team kann bestimmt mehr“, bedauert Polfyka. Die Mannschaften lagen bis zum Schluss sehr eng beieinander – ein Punkt hätte den Unterallgäuerinnen bereits für den 7. Platz gereicht. „Die letzten Wochen haben uns viel Kraft gekostet. Die gefundene Lösung des BHV ist eine Kompromisslösung, die ich in der gegenwärtigen Situation begrüße“, äußert sich der Trainer zur Entscheidung des Verbandes.

Aktuell steht noch nicht fest, wann und wie es mit dem Handballsport in nächster Zeit weitergehen wird. Dennoch besteht Damentrainer Polyfka darauf, dass sich sein Team weiterhin fit hält und hat einen Trainingsplan erstellt. Demnächst werde aber auch eine Pause eingeplant. Auch wenn das Gerüst um die neue Saison und die Bedingungen noch nicht fixiert sind, darf sich die Ottobeurer Damenmannschaft über die weitere Zusammenarbeit mit Roman Polyfka freuen. Er hat für die neue Spielzeit bereits fest zugesagt.

Allerdings müssen die Unterallgäuerinnen auch zwei Abgänge verschmerzen: Torhüterin Alessandra Brunner, die vor zwei Jahren von der HSG Dietmannsried/Altusried nach Ottobeuren gewechselt hat, steht nächste Saison beim TSV Herrsching in der Landesliga zwischen den Pfosten. Auch Ottobeurens Eigengewächs Lara Koren verlässt den Verein in Richtung Ammersee. Die 21-Jährige soll dort auf Linksaußen agieren. Der TSV Ottobeuren ist aktuell bemüht, neue Spielerinnen zu gewinnen, um den ohnehin recht dünnen Kader bis zum Start der neuen Spielzeit zu verstärken.

Herren 1 etablieren sich im Mittelfeld

Nach 20 absolvierten Spielen beenden die Landesligahandballer ihre Saison nun auf einem soliden 7. Platz. Trainer Gunther Kotschmar ist damit durchaus zufrieden und wirkt sogar etwas überrascht: „Wir hätten dankend angenommen, wenn man uns vor Saisonbeginn den 7. Platz (von 14) in der Landesliga angeboten hätte – ohne Wenn und Aber. Wir haben uns im Mittelfeld etabliert und mit unseren derzeitigen Mitteln ganz gut geschlagen.“ Dennoch hätte Kotschmar die Saison natürlich gerne zu Ende gespielt und sieht die Lösung zur Saisonwertung, was die Auf- und Abstiegswertungen angeht, zwiespältig. „Gerade dass mit dem TV Gundelfingen und dem TSV Sauerlach zwei Mannschaften, die sicher abgestiegen wären, nächste Saison wieder Startrecht in der Landesliga bekommen, kommt einem überraschend vor.“ Auch die Tatsache, dass in der Saison 2020/21 16 statt 14 Mannschaften gegeneinander antreten werden, stößt beim Ottobeurer Coach nicht gerade auf Begeisterung. „Aber es sind keine leichten Entscheidungen und letztlich sehe ich auch keine bessere Lösung.“

Die Ottobeurer Herrenmannschaft hatte zuletzt mit 36:26 gegen die SpVgg Altenerding ihren höchsten Sieg der Saison eingefahren. Das Team befand sich in einem Aufschwung und hatte die anfänglichen Schwierigkeiten und Abstiegsängste hinter sich gelassen. „Wir waren auf einem guten Weg, waren voll motiviert und wirkten überaus stabilisiert, als dann der Shutdown kam“, so Kotschmar. Rechnerisch hätte das Landesligateam aber nur noch einen Platz gutmachen können. Der eine Platz hätte der Mannschaft jedoch zum persönlichen Saisonziel verhelfen können: Den einzigen Allgäuer Nachbarn, die HSG Dietmannsried/Altusried (6.), hinter sich zu lassen. Im Hinspiel mussten sich die Unterallgäuer den Oberallgäuern mit 29:32 geschlagen geben. Zur Wiedergutmachung kam es leider nicht mehr – umso größer ist die Vorfreude auf die anstehenden Derbys in der kommenden Saison. Mit dem wiederaufgestiegenen TV Immenstadt wird es zudem einen weiteren Allgäuer Vertreter in der Landesliga geben.

Nachdem die Schwarz-Gelben zu Saisonbeginn mit Verletzungspech und Spielerabgängen zu kämpfen hatten, musste sich zunächst eine „echte“ Mannschaft formen. Laut Gunther Kotschmar ist es gelungen, Neuzugänge wie Marcel Heil, David Willert und Asim Kapic, junge Spieler wie Daniel Dündar, Lukas Hutzenlaub und Jakob Mayer und das tragende Gerüst aus Spielern wie Michael Höbel, Patrick Kofler oder Dino Zubac zusammenzuführen. „Diesen Weg müssen wir fortsetzen und uns weiter stabilisieren. Auch taktisch und im Trainingsbetrieb haben wir mit dieser Mannschaft schon einiges aufbauen können – sind aber noch lange nicht am Ende.“

Die Aussage von Gunther Kotschmar lässt es schon vermuten: Er wird auch in der kommenden Saison die erste Herrenmannschaft des TSV Ottobeuren coachen und das Team bei seinen weiteren Entwicklungen unterstützen. Aktuell laufen, soweit es die Corona-Krise eben erlaubt, Gespräche mit potenziellen neuen Spielern. Bisher ist zudem nur bekannt, dass Patrick Kofler verletzungsbedingt seine Handballkarriere beenden wird. Er hatte zuletzt immer wieder mit Knieproblemen zu kämpfen und sich daher für diesen Schritt entschieden. „Wir werden den Abschied, wie ich hoffe auf Zeit, auch noch gebührend nachfeiern und diesen Spieler -herausragend in Leistung und Persönlichkeit- in einer würdigen Form verabschieden“, so Gunther Kotschmar.

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